03.09.2022: Exkursion zu den Elsnigk-Osternienburger Teichen und in die Elbeaue bei Aken

Die von Guido Warthemann geführte Exkursion begann bei schönem spätsommerlichem Wetter in der Seenlandschaft von Osternienburg. Die Seen entstanden im 20. Jahrhundert infolge des Braunkohlenbergbaus. Am Wegesrand wurden zunächst differenzierende Merkmale von Ruderalarten, wie Melden (Atriplex), Gänsefüßen (Chenopodium), Disteln (Carduus) und Kratzdisteln (Cirsium) ausgetauscht. Die Ruderalfluren und ruderalen Wiesen zeigten starke Trockenheitserscheinungen als Folgen der vergangenen trockenen Jahre. So wurde erläutert, dass Pfahlwurzler, wie Strauß-Ampfer (Rumex thyrsiflorus), Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata) oder Wilde Möhre (Daucus carota), aber auch Feinwurzler, wie Labkraut-Arten (Galium), zugenommen haben. Weiterhin profitieren ruderale Annuelle, wie Frühlings-Greiskraut (Senecio vernalis) vom lückigen Wuchs der vertrockneten Grasschicht im späten Frühjahr.

Am schlammigen Ufer des ersten Sees wurden nach mühsamer Durchquerung des Schilfgürtels Roter Gänsefuß (Chenopodium rubrum), Wilde Sumpfkresse (Rorippa sylvestris) und Gewöhnliche Strand-Simse (Bolboschoenus maritimus s. str.) entdeckt. Im Schilfgürtel waren noch blühende Exemplare der Sumpf-Gänsedistel (Sonchus palustris) erkennbar. Im weiteren Verlauf standen u.a. Silber- und Fahl-Weiden (Salix alba, Salix rubens) am Gewässerufer. Der Weg endete mitten im See, wo dessen Fortsetzung infolge von Landsenkungen überflutet wurde. An diesem malerischen Ort entdeckten wir Großes Flohkraut (Pulicaria dysenterica). Im Wasser konnte trotz Verwendung eines Wurfankers leider nur das häufige Gemeine Hornblatt (Ceratophyllum demersum) nachgewiesen werden.

Nächste Station war eine ehemalige Tongrube an der alten Ziegelei bei Kleinzerbst. Nachdem sich die Exkursionsgruppe durch Gestrüpp gekämpft hatte, wurde sie durch die interessante Flora überrascht. Am Gewässer wurden salztolerante Pflanzen gezeigt, wie Gelbe Spargelerbse (Lotus maritimus), Hoher Steinklee (Melilotus altissimus), Großes Flohkraut und Salz-Hornklee (Lotus tenuis). Die salztoleranten Pflanzenarten zeugen von salzhaltigen Ablagerungen beim letzten flachen Meeresvorstoß, welcher unsere Region vor ca. 30 Millionen Jahren, im Oligozän, erreichte. Diese Salze bewirkten die geringe Qualität der abgebauten Braunkohle und dringen heute noch punktuell und stark verdünnt bis an die Oberfläche vor. Auf magerem Ton wurden weiterhin Blaugrüne Segge (Carex flacca), Wiesen-Alant (Inula britannica) und Gewöhnliches Zittergras (Briza media) festgestellt. Leider wächst diese naturschutzfachlich sehr wertvolle Fläche allmählich mit Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos), Kanadischer Goldrute (Solidago canadensis) u.a. Ruderalarten zu.

Weiter ging es per Auto über staubige Feldwege zu einer Akenschen Binnendüne. Am Rand der mit Schafen beweideten Offenbereiche wurden Durchwachsenblättriges Gipskraut (Gypsophila perfoliata) und Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) gefunden.  Erschreckend war der Blick auf den Hartholzauenwald am Rand der Elbeaue. Die meist mittelalten Eichen waren abgestorben. Der Bestand wurde von Feld-Ahorn (Acer campestre) und Sträuchern bestimmt. Am dortigen Wegrand war die Behaarte Karde (Dipsacus pilosus) zu finden.

Die dahinter befindliche Auenwiese wies dagegen einen außergewöhnlichen Artenreichtum auf. So waren dort viele Brenndoldenwiesenarten, wie Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), Graben-Veilchen (Viola stagnina), Brenndolde (Selinum dubium), Weidenblättriger Alant (Inula salicina), Kanten-Lauch (Allium angulosum), weiterhin Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica) und Kümmel-Silge (Selinum carvifolium) zu finden. Zum Abschluss hielt der Exkursionsführer eine große Überraschung bereit – Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe) in Vollblüte. Diese Art stellt nicht nur in der Elbeaue sondern insgesamt in Sachsen-Anhalt eine große Besonderheit dar.

Nachgeholt werden hier noch den Exkursionsmitgliedern versprochene historische, floristische Angaben aus der Region Osternienburg/Reppichau/Kleinzerbst aus der aktuellen Pflanzenarten-Datenbank des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt:

  • August Zobel wies im Zeitraum von 1900-1925 folgende bemerkenswerte Arten nach: Flügel-Ginster (Genista sagittalis), Purpur-Königskerze (Verbascum phoeniceum), Sumpf- und Strand-Dreizack (Triglochin palustris, T. maritimus), Mittleres Vermeinkraut (Thesium linophyllum), Strand-Milchkraut (Glaux maritima), Echter Eibisch (Althaea officinalis), Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe), Pracht-Nelke (Dianthus superbus), Hohes Veilchen (Viola elatior), Dänischer Tragant (Astragalus danicus), Fiberklee (Menyanthis trifoliata), Salz-Steinklee (Melilotus dentatus) und Herbstzeitlose (Colchicum autumnale).
  • Nach Otto Voigt (1960-1980) wurden u.a. nachgewiesen: Mauer-Gänsefuß (Chenopodium ruderale), Röhrige Pferdesaat (Oenanthe fistulosa), Kleinblütiger und Salz-Steinklee (Melilotus indicus, Melilotus dentatus), Natternzunge (Ophioglossum vulgatum), Lämmersalat (Arnoseris minima), Zierliches Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum).

Guido Warthemann

(Einer Veröff. des Fotos wurden von allen Teilnehmern verbal zugestimmt.)

 

Kommentare sind geschlossen.