Bei einer gemeinsamen Exkursion mit dem Botanischen Arbeitskreis Nordharz e.V. führten uns Lars Huth und Lukas Schröder durch den östlichen Teil des Höhenzuges Huy nördlich von Halberstadt. Die abwechslungsreiche Rundwanderung bot Eindrücke der artenreichen Laubwälder des Gebietes mit ihren inselartig eingelagerten, blütenreichen Kalkmagerrasen.
Die knapp 50 Personen umfassende Exkursionsgruppe traf sich um 10 Uhr am Wanderparkplatz im Osthuy nahe der Huysburg. Nach einleitenden Worten zum Gebiet ging es zunächst ein kurzes Stück auf dem Hauptweg Richtung Paulskopfwarte nach Osten. Hier wurden neben häufigen Arten wie dem Wald-Knaulgras (Dactylis polygama) und der Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum) auch bereits die ersten selteneren und wärmeliebenden Arten wie das Bunte Perlgras (Melica picta), die Filz-Segge (Carex tomentosa) und die Schwarze Platterbse (Lathyrus niger) vorgestellt. Auch schwierige Taxa wie die verschiedenen Veilchen-Hybride (z. B. Viola x scabra) wurden diskutiert.
Nach nur kurzer Wanderung verließen wir den Hauptweg und bogen auf einen kleineren Waldweg Richtung Süden ab. Das anfänglich noch ebene Gelände wechselte schon recht bald in eine südliche Exposition. Die zunehmende Wärmetönung machte sich auch im Wald um uns herum bemerkbar: Am Wegesrand begleiteten uns zunehmend thermophile Arten wie die Gewöhnliche Straußmargarite (Tanacetum corymbosum), das Breitblättrige Laserkraut (Laserpitium latifolium) und das Weiße Fingerkraut (Potentilla alba). Hier entdeckten wir auch das Bleiche Waldvöglein (Cephalanthera damasonium). Der uns umgebende Wald ließ sich einer für den Osthuy charakteristischen trockenen Ausprägung des Waldlabkraut-Traubeneichen-Hainbuchenwaldes zuordnen. Denn die östlichen Ausläufer des Huy sind – im Gegensatz zum Mittel- und Westhuy – klimatisch eher subkontinental geprägt. Die Buche verliert hier leicht an Kraft, sodass, zusätzlich durch forstliche Förderung, die südexponierten Trockenwälder durch Traubeneichen dominiert werden.
Nach dem kurzen Wegstück Richtung Süden ging es nun wieder nach Osten weiter. Wir verließen erstmalig den lichten Wald und fanden uns auf einem ersten Halbtrockenrasen wieder. Auch entlang des weiteren Weges folgten inselartig vom Wald umschlossene Kalkmagerrasen, sodass sich im weiteren Verlauf der Wanderung Wald und Offenland stetig abwechselten. Die Magerrasen werden durch Schafbeweidung offengehalten und befinden sich überwiegend in einem guten Zustand. Für die Exkursionsgruppe gab es hier viel zu entdecken: In den Randbereichen wuchsen viele typische Arten der thermophilen Säume wie der Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum), die Hirschwurz (Cervaria rivini) und der Färber-Meier (Asperula tinctoria). Auch Trockenrasenarten wie die Erd-Segge (Carex humilis) und die Ästige Graslilie (Anthericum ramosum) waren zu finden. Weitere Besonderheiten stellten der vereinzelt am Wegrand auftretende Kamm-Wachtelweizen (Melampyrum cristatum) und der an sonnenexponierten, vegetationsarmen Stellen wachsende Gelbe Günsel (Ajuga chamaepitys) dar.
Nach einer gemeinsamen Mittagspause konnte im Randbereich eines weiteren Halbtrockenrasens als Highlight die deutschlandweit nur in Sachsen-Anhalt relikthaft vorkommende Nacktstängel-Schwertlilie (Iris aphylla) bestaunt werden. Hier wuchsen auch weitere thermophile Saumarten wie der Rauhaarige Alant (Inula hirta) und der beeindruckende Diptam (Dictamnus albus). Schließlich konnten wir auf einem letzten Trockenrasen nebst Dänischem Tragant (Astragalus danicus) einen Bestand der sehr seltenen Pfeilblättrigen Gänsekresse (Arabis sagittata) entdecken.
Der Rückweg führte wieder durch abwechslungsreiche Laubwälder, wobei in der Krautschicht neben den vorherrschenden basiphilen Arten abschnittsweise auch Zeigerarten einer oberflächlichen Versauerung wie die Pillen-Segge (Carex pilulifera) und das Wald-Reitgras (Calamagrostis arundinacea) hinzutraten.
Zum Abschluss der Exkursion ließ ein Teil der Exkursionsgruppe den Nachmittag noch im Café an der Huysburg bei Kaffee und Kuchen ausklingen.