Trotz des verlängerten Wochenendes und der zeitgleich stattfindenden GEFD-Exkursion im Süden Sachsen-Anhalts war auch die zweite Vereinsexkursion im Jahr 2017, die in den Hohen Fläming führte, sehr gut besucht. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der AG Botanik Dessau durchgeführt. Sie wurde organisiert und durchgeführt von Guido Warthemann und Dr. Horst Jage. Ziel der Exkursion war die Nachsuche von floristischen Besonderheiten an Standorten mit Altnachweisen.
Um das erste Exkursionsziel, die Ruine der Schlesenkirche nördlich von Stackelitz (MTB-Quadrant 3940-3) zu erreichen, wurde zunächst eine artenreiche Frischwiese gequert. Neben den charakteristischen Frischwiesenarten konnten aufgrund von Nassstellen auch eine Reihe von Feuchtezeigern erfasst werden. Mit Juncus filiformis und Myosotis discolor konnten innerhalb der Grünlandfläche auch zwei Arten der Roten Liste notiert werden. Myosotis discolor wurde in dem Quadranten erstmals nachgewiesen.
Leider waren die Reste der Schlesenkirche wegen Baufälligkeit umzäunt, sodass das Umfeld der Ruine überwiegend nur von außen begutachtet werden konnte. Dennoch konnten im Umfeld der Schlesenkirche einige floristische Besonderheiten bestätigt werden, wie Actaea spicata, Bromus benekenii, Hordelymus europaeus. In dem Mauerwerk der Ruine wuchsen außerdem wenige Exemplare von Asplenium ruta-muraria. Im benachbarten Labkraut-Rotbuchenwald wurde u. a. Paris quadrifolia gefunden.
Daran anschließend konnten in einem westlich davon gelegenem Waldstück Einzelexemplare von Cephalanthera longifolia bestätigt werden. Von da aus führte der Weg weiter zum Gorrenberg (MTB-Quadrant 3940-1), einem Höhenzug, auf dem die Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg verläuft. Das Gelände war durch einen lichten Kiefernwald und bewegtes Relief gekennzeichnet, wir befanden uns hier im Bereich einer Endmoräne. Im Umfeld des Feuerwachturmes auf der Spitze des Gorrenberg konnten einige botanische Besonderheiten bestätigt werden, v.a. Scabiosa canescens, Stipa pennata s. str., Veronica spicata und Veronica prostrata. Nur auf der brandenburgischen Seite wurde Pulsatilla pratensis nachgewiesen. Herr Dr. Jage kannte diese Stelle bereits aus den 1950er Jahren mit dem heute im Wesentlichen noch vorhandenen Arteninventar. Herr Tharan aus Zerbst kannte den Hang noch aus seiner Kindheit (ebenfalls 1950er Jahre), er wurde damals als Schlittenhang genutzt. Möglicherweise ist das der Grund, warum die Nordhang-Fläche bis heute nicht der Sukzession unterliegt.
Auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt der Exkursion gelang im Saum eines Waldweges der Nachweis von Carex pseudobrizoides. Dabei handelt es sich um eine „Verantwortungsart“, die in der Region ihren weltweiten Verbreitungsschwerpunkt besitzt.
Ein großes Dankeschön noch einmal an die Exkursionsleitung für die hervorragende Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung. Da auch einige weitere Pflanzen-Experten anwesend waren, ergaben sich auch interessante Diskussionen zu Ökologie und Taxonomie von Pflanzensippen.
Daniel Elias