Benachbart konnte eine noch lebende 450 Jahre alte Stieleiche bewundert werden, die Rinde war bereits weitgehend angefallen, Heldbock-Spuren noch erkennbar. Nach der Durchquerung einer Sternmieren-Hainbuchen-Ausbildung eines Hartholzauenwaldes überraschte uns plötzlich der Blick auf ein Muldealtwasser, dem Trockenhegersee. Dort wurden Kamm-Hahnenfuß (Ranunculus circinatus) und Quirlblättriges Tausendblatt (Myriophyllum verticillatum) im Wasser gefunden. In einem Flutrasen wurde u. a. Strauß-Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora) vorgestellt. Nach einer Pause, bei der uns vorbei schießende Eisvögel unterhielten, ging es weiter zu einer Kieslinse mit Trockenrasen und einem kleinen Abbau-Restgewässer. Neben Zierlichem Schillergras (Koeleria macrantha) wurden u. a. Heide- und Karthäuser-Nelke (Dianthus deltoides, D. carthusianorum) direkt nebeneinander gefunden, so dass man beide Arten auch vegetativ vergleichen konnte. Die vorkommende Blasen-Segge (Carex vesicaria) wurde leider nicht gefunden, dafür aber die breitblättrige Ufer-Segge (Carex riparia).
Weiter ging der Weg über eine wechseltrockene Auenwiese, wo Kümmel-Silgen (Selinum carvifolia) als Rosetten entdeckt wurden. Beim Queren einer kurzen totholzreichen Waldstrecke, wo der früher vorhandene Weg nicht mehr auffindbar war, ging erstmal ein Handy samt Powerbank verloren. Nach gemeinsamer systematischer und erfolgreicher Suche standen wir plötzlich am Ufer des naturnächsten Flusses des norddeutschen Tieflandes – der Mulde. Im Flussbett lag strömungsparallel eine Insel, am anderen Ufer war die Silberweiden-Weichholzaue zu sehen, ruderale Fluren mit Seifenkraut (Saponaria officinalis) und Acker-Schöterich (Erysimum cheiranthoides) siedelten am steilen Ufer. Dort stand eine alte Schwarz-Pappel (Populus nigra). Deren Rinde wurde von einem Biber komplett geschält, so dass der Baum um sein Überleben rang.
Dann besuchten wir ein sogenanntes „Kiesheger“. Das sind Mulde-nahe kiesreiche, ehemalige Grünlandflächen auf den Gleithängen der Mulde, die heute meist brach liegen. Erstaunlicherweise gab es dort neben Glatthafer- und Quecken-dominierten Beständen extrem magere, nur durch Milden Mauerpfeffer und Felsen-Fetthenne (Sedum sexangulare, S. rupestre) geprägte, Flächen. Diese stellen eine regionale Besonderheit dar. Ähnliche Schotterfluren können in Norddeutschland nur an den Harzflüssen beobachtet werden.
Auf dem Rückweg querten und begleiteten wir ehemalige, Wasserlinsen-gefüllte, Muldeflutrinnen, die von einem ehemals verzweigten Flussverlauf in diesem Auengebiet zeugen. Besonders idyllisch war der Erlen-bestandene sogenannte „Schwarze See“, ein Flächennaturdenkmal. Typisch für dessen Randbereiche ist die Walzen-Segge (Carex vesicaria). Dort trafen wir auf einen sehr bunten und seltenen Nachtfalter, den Schönbär (Callimorpha dominula).
Nach sechs Stunden abwechslungsreicher Landschaft mit abenteuerlichen Einlagen kamen wir zum Ausgangspunkt zurück. Neben botanischen und landschaftlichen Eindrücken erhielten wir auch viele historische Informationen zur Region, wie z. B. Hinweise auf Handelsbeziehungen der slawischen Siedler bis zum Kaukasus im 11. Jahrhundert. Auch die Entstehung und Bedeutung von Sichtachsen und Eichen-Wiesen in der Zeit der Entstehung des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches (18. Jahrhundert) wurde uns erläutert. Zum Abschluss bedankten wir uns beim Exkursionsleiter für die interessante Exkursion.